FLASH!: Wo liegt zurzeit die grösste Herausforderung des Stromnetzes?
Daniel: Die Integration von Photovoltaik läuft auf Hochtouren, bleibt aber eine Herausforderung, die wir täglich anpacken müssen. So entwickeln wir beispielsweise das Leitsystem zur Steuerung des Netzes laufend weiter und sind in Europa führend dabei. Damit kann die Aufnahmefähigkeit des Netzes für PV-Strom weiter erhöht werden.
FLASH!: Warum ist die Integration von PV-Strom so herausfordernd?
Daniel: Das Energiesystem wandelt sich stark und vor allem schnell. Es werden heute 25 PV-Anlagen pro Arbeitstag ans BKW Stromnetz angeschlossen, Tendenz steigend. Früher transportierten wir den Strom nur von grossen Kern- und Wasserkraftwerken zu unseren Kundinnen und Kunden. Erschwerend kommt hinzu, dass die PV-Anlagen insbesondere im Sommer während weniger Stunden sehr viel Strom produzieren und im Winter kaum. Dafür muss das Verteilnetz um- und ausgebaut werden. Es ist eine enorme Aufgabe. Aber wir sind gut auf Kurs.

«Die Integration von Photovoltaik läuft auf Hochtouren.»
FLASH!: Hat die BKW überhaupt genug Leute, um diese Aufgaben bewältigen zu können?
Daniel: Ja, aber wir brauchen mehr. Wir bilden Netzelektrikerinnen und Netzelektriker in unserem Bildungszentrum Energie selbst aus und suchen auch andere Berufsprofi le, insbesondere im technisch- naturwissenschaftlichen Bereich. Um die Gewinnung von Fachkräften im Netzbau zu unterstützen, setzen wir bewusst auf einen attraktiven Quereinstieg für Netzelektrikerinnen und Netzelektriker.
FLASH!: Der Netzausbau wird teuer. Gibt es Möglichkeiten, diese Kosten zu senken?
Daniel: Mit Massnahmen, die zu einer Harmonisierung der Energieflüsse beitragen, können wir die Kosten für den Netzausbau senken. Energiemanagementsysteme helfen, den Bezug und die Einspeisung des Stroms, insbesondere von PV-Anlagen oder E-Ladesäulen, auszugleichen. Durch die präzise Steuerung des Energieflusses im Stromnetz können Überlastungen vermieden und die vorhandenen Netzkapazitäten besser genutzt werden – ohne dass ein sofortiger Netzausbau nötig ist.